In der Natur entdeckt Wanderberichte

Neues aus’m Achtal, 6. Juli

Im Sommer erscheint hier nur selten eine Folge aus der Serie „Neues aus’m Achtal“. Nicht weil da nichts blühen würde, sondern weil im Sommer einfach viele andere Termine sind und die Zeit knapper ist.

Es ist aber botanisch jetzt im Sommer fast mehr geboten als im Frühling…

Blutweiderich Lythrum salicaria

Eine sehr häufige und dennoch wenig bekannte Pflanze ist der Blutweiderich.

Er tritt auf Kahlschlägen als Pionierpflanze auf, ist aber auch häufig in Wiesen und am Waldrand. Überall wo stehende Nässe ist.

Seinen Namen hat er von den weidenähnlichen Blättern und der Blütenfarbe.

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Auch wenn die Blüte fast einen Lippenblütler vermuten lässt, gehört er doch in eine ganz eigene Gattung (Blutweideriche) und sogar in eine eigene Familie (Weiderichgewächse)

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Hier sieht man, wie bestandsbildend er ist. Er wächst gerne vergemeinschaftet mit der Minze

Ihm wird in der Volksmedizin eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben und er wird auch bei Hautproblemen verwendet.

An dieser Stelle tummelten sich 20 Schmetterlinge in den Blüten. Die waren aber so agil, dass sie nicht gut fotografiert werden konnten.

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Einjähriges Berufkraut Erigeron annuus

Auch häufig und auch wenig bekannt ist das Berufkraut.

Der seltsame Name hat nicht direkt etwas mit dem heutigen Begriff Beruf zu tun, sondern mit Berufung im Sinne von Verfluchung oder Verhexung.

Wenn man berufen war, lag ein Fluch auf einem.

Die Blütezeit ist Juni bis September.

Der Autor vermutet trotzdem, dass der schwäbische Begriff „Oktoberle“ diese Pflanze meint. Wenn da jemand was dazu beitragen kann, darf man sehr gerne einen Kommentar schreiben.

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Warum der Name Berufkraut?

Wenn ein Kind kränklich oder ungehorsam war, hatte man den Verdacht, dass es „berufen“, also mit einem Fluch belegt war.

Das konnte man überprüfen, indem man das Kind badete und zum Badewasser dieses Kraut zusetzte.

Wenn das Wasser gallertig wurde, war das Kind berufen, wenn es klar blieb nicht.

Im einen Fall musste man gegen die Dämonen etwas tun, im anderen Fall die Erziehung ändern.

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Ein Kaisermantel auf eine Wald-Witwenblume.

Einfach nur schön.

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Bergulme Ulmus glabra

Dieses Gebüsch, das in Wirklichkeit ein Baum wird, wird oft mit einem Haselnussstrauch verwechselt.

Typisch ist die Art und Weise, wie er vom Waldrand in den Weg hineinwächst.

Daran ist zu erkennen, dass es sich um eine Ulme handelt. Genauer um die Bergulme, die aber auch Gewöhnliche Ulme heißen könnte.

Meist werden die Ulmen nicht älter als 20 – 30 Jahre, weil sie dann vom Ulmensplintkäfer mit einem Pilz infiziert werden, der zum Absterben führt.

Trotzdem ist der Bestand nicht gefährdet, da der Baum zuvor geschlechtsreif wird und sich vermehren kann.

Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die zwei seitlichen Spitzen am Blatt. Die haben aber nicht alle Blätter, wie man am Blatt rechts oben sehen kann.

Das Blatt ist sehr rau, fast wie Schleifpapier.

Wenn man das Blatt mit den Spitzen nimmt und geistig umdreht, kann man sich den Buchstaben U vorstellen.

U – für Ulme. Eine Eselsbrücke

Das Holz der Ulme ist als „Rüster“ im Handel

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Mädesüß Filipendula

Jetzt kommen wir zu einer Lieblingspflanze des Autors, weil sie eine so interessante Geschichte hat.

Wir haben hier das Mädesüß.

Die Pflanze wächst häufig und bestandsbildend an Bachläufen und in Feuchtwiesen.

Der Name wird davon abgeleitet, dass die Germanen ihre Honigwein Met damit gesüßt haben sollen.

Volksetymologisch wurde aus Metsüß dann Mädesüß.

Der Autor hat hierzu seine eigenen Überlegungen angestellt.

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Für Interessierte die Namensdeutung des Autors.

Die Pflanze ist nicht wirklich süß. Deshalb ist es erstaunlich, warum die Germanen den eh schon sehr süßen Honigwein mit dieser Pflanze, die nicht gut schmeckt, hätten süßen sollen. Das ist nicht plausibel.

Die Pflanze hat einen hohen Gehalt an Salizylsäure. Der ist so markant, dass der frühere wissenschaftliche Name der Pflanze „Spiraea“ dazu führte, das Medikament, das Azetylsalizylsäure enthält – Aspirin zu nennen. Nach Spiraea eben.
Das Mädesüß ist der Namensgeber des Aspirin.

Nun ist doch alles klar. Die Germanen süßten ihr Met nicht mit dem Mädesüß, sondern sie packten ihr Kopfwehmedikament, das sehr gut gegen Kater wirkt, einfach gleich ins Getränk mit rein.
Da sag mir doch einer, die wären nicht schlau gewesen, die alten Germanen.

Die Kommentarfunktion ist freigeschaltet.
Der Autor freut sich über Anregungen oder Fragen. Klaus Küble

  1. Bärbel Roth

    Lieber Klaus,
    wie immer sind deine Infos und die dazugehörigen Fotos sehr interessant – hoffentlich bleibt was bei mir hängen.
    Grazie mille – Bärbel

    • Klaus Küble

      Danke, wichtiger als dass etwas hängen bleibt, ist dass es interessant ist.
      Ein Zeitvertreib. Wenn man sieht, was im Fernseher läuft, da unterhalte ich mich doch lieber über die Natur.
      Schönen Abend

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